Die größte Beeren– und Traubenerntemaschine in ganz Mecklenburg–Vorpommern ist jetzt auf der Insel Usedom in den Dienst gestellt worden.

Artikel vom Nordkurier:

Die Inselmühle Usedom beschäftigt seit Neuestem eine „Braud“, die sich an die Beeren und Trauben traut. Bei der Braud mit -d am Ende handelt es sich aber keinesfalls um eine heiratswillige Erntehelferin, sondern um eine topmoderne Traubenvollerntemaschine, die in den hiesigen Gefilden in Norddeutschland ein eher seltener Anblick ist.

Der Landmaschinenhändler Bruns hat nun so ein rund 350.000 Euro teures Exemplar an die Landwirte der Inselmühle Usedom ausgeliefert, die auf ihren Anbauflächen am südlichen Zipfel der Sonneninsel auf jeweils 7,5 Hektar Aronia–, Haskap– und Sanddornsträucher sowie Johannisbeeren anbauen. Und um genau diese Beeren schnell und effektiv zu ernten, kommt dort jetzt die neue Erntemaschine zum Einsatz.

Damit sich der Kauf amortisiert, soll die Braud aber nicht nur bei den Beerenfrüchten auf Usedom, sondern perspektivisch auch bei der Weinlese auf dem zum Unternehmen gehörenden Weingut Schloss Rattey bewähren, erklärt Antje Hacks von der Inselmühle.

Doch zum Testlauf und Eingewöhnen geht es zunächst unweit von Mönchow auf Usedom in die Johannisbeeren, die in der Naturmanufaktur einige Kilometer weiter in Usedom-Stadt direkt zu Gin, Likören, Nektar, Wein und Fruchtaufstrichen veredelt werden. Zuvor waren die Mitarbeiter vom Hersteller schon auf die Technik und die Fahrweise der Braud vorbereitet worden.

Hoch oben wie in einem Flugzeugcockpit thront der Fahrzeugführer über der Maschine, die er vollautomatisch in der Höhe auf die Beerensträucher oder Rebstöcke anpassen kann. Über gleich vier Kameras und Bildschirme kann der Fahrer zudem den Erntevorgang im Inneren der Maschine überwachen, während er gleichzeitig das monströse Gefährt durch die Reihen lenkt. Pflanze für Pflanze wird von senkrechtstehenden Stäben im Bauch der Braud durchgeschüttelt, die abgerüttelten Beeren fallen in eine Kette kleiner Becher und werden in einen an Bord befindlichen Bunker befördert, der etwa vier Tonnen Beerenernte fassen kann.

Im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter die rund 29 000 Johannisbeersträucher noch per Hand abernten müssen, nun gibt es also technische Unterstützung, auch wenn die vielseitige Technik direkt nach dem Startschuss zunächst erst einmal auf die Beschaffenheit der Sträucher eingestellt werden musste. Grundsätzlich könne man aber neben Wein und Beeren sogar Sauerkirschen, Kornelkirschen und bis zu einer gewissen Höhe der Bäume auch Äpfel und Aprikosen zur Weiterverarbeitung damit ernten, ergänzt Antje Hackbarth, Leiterin der Abteilung Landwirtschaft.

Und all diese Obstsorten sind auch auf den Feldern der Inselmühle zu finden. Auch wenn sie zunächst von vielen belächelt worden seien, habe sich der Standort für den Obstanbau bewährt, bestätigt Dr. Friedrich Höhne. Der engagierte Pomologe und Obstforscher begleitet und berät die Inselmühle ins Sachen Obstanbau und lässt sich natürlich auch nicht den ersten Auftritt der Braud entgehen.

Den Pflanzen schade der Einsatz der vollautomatisierten Erntetechnik keinesfalls, ist er beruhigt. Sie können weiterhin an dem sonnigen Standort unweit des Haffs wachsen und gedeihen. In diesem Jahr hätten sie aber ebenfalls mit der Trockenheit zu tun, auch wenn die Obstplantagen an ein Bewässerungssystem angeschlossen seien, so Höhne.